Die Säulen der Achtsamkeit
Aus meiner Kolumne Begegnungen für das Magazin "Lebensweise"

Achtsamkeit als Begriff nimmt zunehmend Einzug in unserem Wirtschaftsleben. „Achtsamkeit im Job“, „Achtsamkeit am Arbeitsplatz“, „Achtsamkeit in Organisationen“ sind Schlagworte. Wo Achtsamkeit drauf steht, ist jedoch noch lange nicht Achtsamkeit drin. Achtsamkeit ist für mich eine Lebenshaltung und so führte mich mein Weg in den 16. Bezirk zu Günter Kerschbaummayr. Dieser selbst war selbst sehr überrascht, über meinen Wunsch, ihn diesbezüglich zu befragen. „Treffer“ dachte ich, denn Bescheidenheit und Demut sind genau die Säulen, die Achtsamkeit tragen.
Günter Kerschbaummayrs Lebens- und Arbeitsfeld spiegelt eine Lebenshaltung wider: Er bewohnt das untere Geschoss einer Villa mit Garten am Fuße des Wilhelminenbergs.Der Garten wirkt zu jeder Jahreszeit „aufgeräumt“, nicht auf- grund einer zwänglichen Anordnung von Beeten, kurzem Rasen oder zusammengerechten Blättern, sondern durch eine natürliche Verspieltheit, die Raum lässt, den Blättern beim Tanzen zusehen zu können und zum Betrachten einlädt.
Die Wohnung ist in mehreren Zimmern
stilvoll eingerichtet, großzügig und doch verspielt, wobei keines der Details so wirkt als wäre es zufällig oder keinem Zweck zugeordnet.Dabei wird keine spezielle Stilrichtung verfolgt, es sind viel- mehr schön anzusehende Elemente die einander in Harmonie ergänzen und einen Raum eröffnen, in dem man sich angekommen fühlt.
Könnte eine solche Lebensweise einen westlichen Begriff von Achtsamkeit widerspiegeln? Achtsamkeit aus der Fülle heraus, entgegen der östlichen Lebensweise, der Achtsamkeit aus der Leere und
Askese entspringt.
In seiner Arbeit ist Günter Kerschbaummayr in der Rolle des Beobachters: „Wenn ein Mensch zu mir kommt, kommt er mit dem was ihn ausmacht - einerseits in seiner ‚3D Version‘ - aber auch mit etwas Größeren im Hintergrund, das durch ihn wirkt und sich durch ihn ausdrücken will. Was das ist, das gilt es für mich wahrzunehmen und in der Arbeit mit dem Horoskop einzubeziehen. Aus meiner Perspektive mit dem „Zeitqualitäten Blog“ ist zu beobachten, dass die Menschen immer feinsinniger und bewusster werden – ob sie es wollen oder nicht. Wenn eine erhöhte Feinsinnigkeit dann noch ein neues Bewusstsein für den eigenen Lebensplan und Lebensauftrag hervorbringt, kann es gefühlt eng werden und Stress erzeugen.“ Mit diesen Worten bringt Günter Kerschbaummayr für mich auf den Punkt, wo Achtsamkeit und Burnout einander berühren: Wenn wir eine höhere Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit erlangen, geht sich eine Lebensweise in der wir missbräuchlich mit uns umgehen, nicht mehr aus.
„Ich begegne in meinen Sitzungen eigentlich kaum klassischen Burnout Patienten. Was ich erlebe sind Menschen, die sehr angepasst waren, ähnlich wie ich früher, die versucht haben innerhalb eines Systems zu funktionieren und da- durch in eine Art „goldenen Käfig“ geraten sind, der nicht dem eigenen Lebensplan entspricht. Irgendwann kommt es dann zum Umbruch, zum Ausbruch. Das kann dann durch Burnout sein oder Boreout oder ähnliche Symptome - ich bezeichne es als Sinnkrisen. Diese Menschen begleite ich in dieser Zeit des Umbruchs. Aus meiner Arbeit mit Aufstel- lungen und den Horoskopen habe ich gelernt, dass alles gut ist, so wie es sich zeigt. Es ist nie etwas zu bewerten oder zu vergleichen. Auch wenn es manchmal nicht so scheint, es ist immer alles wunderbar oder: alles ist gut wie es ist, die Frage ist nur: Wofür?“
Günter Kerschbaummayr macht in seiner Arbeit mit Horoskopen keine Zukunftsprognosen und trifft keine fatalistischen Aussagen. Es geht ihm darum das anzunehmen, was ist und zu sehen, wohin es gehen kann und worin die wahren Potenziale liegen. Achtsamkeit ist eine Lebenshaltungsfrage: „In meiner Arbeit bedeutet das für mich in die Stille zu gehen, das Denken nach hinten zu stellen, dem was ist den Raum zu geben mithilfe des Horoskops. Das Radix dient dann im Wesentlichen als Überprüfung meiner Wahrnehmung. Das ist wichtig für mich, weil ich dabei einfach auch demütig bin. Ich will niemandem eine Richtung vorgeben, sondern den Menschen dabei helfen zu spüren worum es geht.“
Was bedeutet das konkret?„Beziehungsthemen wirken subjektiv oft sehr bedrohlich. Es gibt einen Leidensdruck. Durch das Einnehmen einer größeren Perspektive kann aber daraus eine neue Sicht gewonnen werden, dass zum Beispiel alles gut ist in der Beziehung, dass es zwar um neue Wege geht, die jeder für sich neu beschreiten wird, aber nicht um Verlassen werden, oder jemanden anderen zu verlassen. Es könnte z.B auch darum gehen: Wie kann ich mit mir sein und innerhalb der Beziehung glücklich sein.
Wie lebe ich meine Bedürfnisse? Von welchen Vorstellungen habe ich mich möglicherweise zu trennen? Welche Vorstel- lungen bringe ich mit in die Beziehung? Vielleicht sind mir die gar nicht bewusst. Welche neue Sicht kann ich gewin- nen, wofür kann es gut sein für mich? Das bedeutet für den Klienten diese 3D Version von ihm kurz einmal schlafen zu legen und zu betrachten: Was ist es übergeordnet, was jetztgerade gebraucht wird? Da kommen andere Impulse, eine neue Präsenz, eine gewisse Magie auch, immer wenn diese Haltung eingenommen wird.“ Nach einem Schluck Tee, führt er fort: „Auch die Erde ist in keinem hoffnungslosen Zustand an sich, es ist eben ein Spiegel des Bewusstseinszustand der Menschen, der uns zeigt, dass es so nicht weiter gehen kann. Es braucht neue Lösungen. Punkt.“ Ein Gedanke, dem ich mich noch ein Stückchen weiter hingeben lernen muss.
Welche Bedeutung hat Achtsamkeit uns selbst gegenüber?
„Wenn ich meine Bedürfnisse kenne und ihnen nachgehe, dann hänge ich niemandem meine Erwartungen um. Wenn ich etwas brauche, kann ich jemand anderen darum bitten, aber der ist darin frei zu sagen: ‚Ja, mach ich!‘, oder nicht. Gerade im Beziehungskontext ist das Thema. In den meisten meiner Beziehungen habe ich meine Themen geklärt. Ich kommuniziere in meinen Beziehungen sehr klar über meine Bedürfnisse und darüber wo ich stehe. Dafür ist es wichtig mir den Raum zu geben, mich selbst wahrzunehmen und mich entsprechend auszudrücken. Andere Menschen haben die Freiheit, es für sich anders zu sehen. Achtsamkeit beginnt für mich bei mir selbst.“
Ließe sich diese Frage als ein Tool, ein Werkzeug
nützen, um in eine Haltung von Achtsamkeit zu gelangen, die Frage: Alles ist gut wie es ist, aber wofür?
„‚Alles ist gut wie es ist, aber wofür‘ ist eine Frage die ich in meinem Kopf sehr schwer beantworten werde können, da ich sie in ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit kaum erfassen kann. Das Le- ben hat einen größeren Plan, auch über dieses Leben hinaus. Wer kennt schon den großen Seelenplan? Die Wahlfreiheit des Menschen ist sein höchstes Gut. In der Achtsamkeit liegt auch die Hingabefähigkeit. Damit ist das eine Frage die ich letzten Endes auch unbeantwortet sein lassen können muss.“ Das Leben wird zeigen, wo sie uns hin führt.
Mehr von Günter Kerschbaummayr finden Sie auf www.matrix-coaching.at
Constanze Schmidt gibt mit ihrer Arbeit Impulse für ein neues Bewusstsein - sei es mit Shiatsu & Energiearbeit, in Einzelsitzungen oder in Workshops. www.constanze-schmidt.com
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